Die Villa Artis überstand den 2. Weltkrieg fast unbeschädigt wie durch ein Wunder.

Aufnahme: Stadtarchiv Mülheim

Zustand heute

Denkmalschutz gilt für alle Gebäude auf diesem Foto

Bauplan 50er Jahre

Die Architekten Pfeifer & Großmann bauten den Anbau und integrierten die Villa Artis

Stuckfassade / Jugendstil

 
Die ursprünglich um 1840 errichtete freistehende Villa in Ruhrstraße 3 der wurde zunächst als Wohn- und Kontorhaus mit Kolonialwarenlager durch Johann Wilhelm Meininghaus (1790–1869) und seine Frau Henriette geb. Troost (1796–1876) geprägt, die diesen Besitz 1856 mit Ludwig Lindgens (1824–1910) tauschten.
Wilhelm Schmitz-Scholl kannte das Haus gut, da er mit 15 Jahren dort als Lehrling beschäftigt war.
Später wohnte und arbeitete die Familie Louise Scholl und Wilhelm Schmitz – später Schmitz-Scholl zusammen mit Ludwig Lindgens in dem Haus an der Ruhrstraße 3. Als Lindgens seine spätere Frau Gertrud Rühl (1937-1897) kennenlernte zog dieser aus. Hier wurde der heutige Weltkonzern gegründet - eine erste Kaffee-Rösterei entstand zusätzlich in der gegenüberliegenden Ruhrstraße 6.
Wilhelm Schmitz–Scholl erwarb den Besitz sodann für 5000 Taler. Fest steht, dass im Laufe der Jahre Gebäudeteile abgerissen wurden bzw. mehrfach überformt wurden und sämtliche zunächst freistehenden Villen in der Ruhrstraße 3 bis 9 miteinander verbunden wurden.
Von den fünf Kindern der Gründerfamilie soll sich später Sohn Wilhelm (1861–1927) um das Anwesen in der Ruhrstraße 3–5 gekümmert haben - er war später dann in der Ruhrstraße 32 wohnhaft, dem heutigen Ruhrbania-Gelände. 
 

Nach Auszug der Familie Schmitz-Scholl wurde von Baumeister Ernst Niebel für den Mülheimer Industriellen Carl Nedelmann (1867–1947) das Haus Ruhrstraße 3 zusammen mit der Errichtung der sog. Villa Nedelmann an der Delle Nr. 50 neben dem historischen Gebäude der Mülheimer Casinogesellschaft in der Ruhranlage die Villa Schmitz-Scholl erneut aufwändig umgestaltet, insbesondere der Stuck an der Fassade wurde nunmehr der Villa Nedelmann angepasst - ein Erker mit Zwiebelturm wurde an der Fassade zur Ruhr hin angebaut.

Der Mülheimer Metallwarenhändler Oskar Natorp war der nächste Eigentümer, der weitere Umbauarbeiten vornehmen ließ. Ruhrreder Jakob Haferkamp erwarb später das Anwesen.

Wie durch ein Wunder wurden die Häuser in der "Kleinen Ruhrstraße" und das CASINO-Gebäude an der Delle beim Bombenangriff auf die Stadt Mülheim am 23. Juni 1943 verschont, während die "Villa Nedelmann" schwer beschädigt wurde. 

 

Carl Nedelmann bemühte sich verzweifelt, die imposante Villa wieder aufzubauen, jedoch versagte die Stadtverwaltung Mülheim ihm diesen Wunsch, da das Grundstück in den Innenstadtpark mit der Bezeichnung „Ruhranlage“ eingegliedert werden sollte. Nur eine Teil der Außenmauer der Villa Nedelmann ist an der Delle 54 -60 heute noch erhalten wo sich heute das „Amt für weiterbildende Fantasie“ befindet.

Die Villa Ruhrstraße 1 wurde im Jahr 1955 abgerissen, um dem neuen viergeschossigen Verwaltungsgebäude der damaligen Gesellschaft für Stromwirtschaft (GfSt) zu weichen. Dieses Gebäude wurde im Jahr 2017 ebenfalls unter Denkmalschutz gestellt. Bis 2012 war das Verwaltungsgebäude mit der Villa Schmitz-Scholl über das Treppenhaus verbunden. Der Zugang wurde zugemauert und ist heute noch zu erkennen. 

Seit 2012 RUHRKUNSTHALLE - Kunstmuseum MMKM

Seit 2012 wird die Villa Artis  auch genannt "RUHRKUNSTHALLE" - als Kunstmuseum, Kunstgalerie, Atelier- und Wohnhaus u.a. von örtlichen Kunstvereinigungen genutzt. Ein großer Galeriehof wird u.a. für Veranstaltungen und Ausstellung von Skulpturen genutzt.

Zu der ungewöhnlichen Jugendstilarchitektur der Villa Schmitz-Scholl wird von Roland Günter in seinem Buch "Die Kunstdenkmäler des Rheinlandes" in Bezug auf das markante Eingangsportal an der Ruhrstraße 3 auf das Portal der Londoner Whitechapel Art Gallery von Townsend hingewiesen. An der Hauptfassade sind im Giebelbereich Basilisken, Schlangen und Insekten dargestellt. An der zur Ruhr gewandten Rückseite wurde ein Erker mit Zwiebelturm angebaut. Das Treppenhaus wurde damals mit einem Glasdach gestaltet.